Vielleicht war es ein Symbol, dass Wolfram Kopfermann an einem Buß- und Bettag gestorben ist!
Als Theologiestudent an der Karl-Marx-Universität in Leipzig, also vor der Wende, habe ich das Buch von Wolfram #Kopfermann "#Abschied von einer Illusion" gelesen. Ich habe es verschlungen.
Der „Abschied von einer Illusion“ war die Verabschiedung von dem Traum / Wunsch, die Landeskirchen #reformieren zu können und folglich Freikirchen zu gründen. Wolfram Kopfermann war damit seiner Zeit im Erspüren von Entwicklungen voraus.
Schon vorher waren Menschen aus den Landeskirchen ausgetreten und hatten Freikirchen gegründet. Aber gerade durch den Bekanntheitsgrad von Wolfram Kopfermann, auch als Leiter der GGE (Geistliche Gemeinde Erneuerung), wurde die Möglichkeit anderer #Kirchenstrukturen öffentlichkeitswirksam.
Die Kirche im Osten war durch die sozialistische #Säkularisierung schon seit langem so weit ausgehöhlt, dass mir dieses Buch eine Vision gab. Fast hätte ich Wolfram Kopfermann geschrieben, aber ich traute mich nicht.
Ca. 6 Jahre später war ich sein Vikar in Hamburg.
Er "träumte", wie auch ich, von einer Erweckung für unser Land, die er in freikirchlichen Gemeindeformen für möglich hielt und sie dort beheimaten wollte. Und ja, wir haben Reich Gottes erlebt! Die ersehnte #Erweckung erlebten wir allerdings nicht.
Wolfram Kopfermann sagte in 2016 bei Bibel TV, dass es nicht die Programme sind, sondern, dass Erweckung auf Knien errungen werden muß.
Und ja, ich habe während meiner Zeit als Anskar-Pastor 14 Jahre jeden Abend auf Knien für Erweckung gebetet! Sie kam nicht. Das ist erst einmal der Fakt. Das "Warum?" ist eine eigene Diskussion.
Später wurde die Gemeinde mangels Personen und Finanzen aufgelöst. Ausschlaggebender Punkt war ein konsequentes Festhalten meinerseits am christlichen Ehebegriff und dem darauf folgenden Mitgliederschwund.
Besonders im Osten Deutschlands erleben wir durch die starke Säkularisierung gerade den zweiten „Abschied von einer Illusion“, der Illusion, dass Freikirchen so groß sein können, um sie zu finanzieren, ohne theologisch liberal werden zu müssen.
Dieser Abschied von der zweiten Illusion hat Folgen auf die Gemeindestruktur. Was ist dann noch finanzierbar?
"Nochmals" über neue Kirchenstrukturen nachdenken!
Wenn ein Vor-Denker geht, müssen wir selber Vor-Denken. Wolfram Kopfermann hat mir ein Vorbild gegeben, "etwas ganz Neues zu denken" und zu wagen, es anzufangen.
Die großen und teuren Kirchenmodelle entstanden durch die Zwangstaufe und staatliche Mitfinanzierung. In Leipzig wurde die Zwangstaufe ca. 1880 durch die SPD abgeschafft. Damit begann der starke Mitgliederschwund der Landeskirchen.
Die Freikirchen übernahmen das teure Kirchenmodell der "#Hardcoverkirchen" ohne #Zwangstaufe und staatl. Mitfinanzierung. Bei genügender Mitgliederanzahl ist das kein Problem. Für den säkularisierten Osten Deutschlands ist es dies aber schon. Wie schnell kommt dann ein Ruf nach Erweckung, wenn die Finanzen fehlen.
Schnell führt der daraus folgende Finanzmangel zum Liberalismus, um Mitglieder zu halten.
Es gibt nicht nur die "Volks-Wirtschaft" und die "Betriebs-Wirtschaft", sondern auch die "#Gemeinde-Wirtschaft". Deren Regeln muss man folgen, wenn man über Gemeinde im Zeitalter weniger Mitglieder nachdenkt.
Die Folge ist der "2. Abschied von einer Illusion". Die Zukunft gehört denen, die heute darüber nachdenken!
Laßt uns Hausgemeinden im #Netzwerk gründen!
Wenn Gott die Türen öffnet ist es kein Stress mit neuen Programmen, sondern ein Zusehen, wie Gott etwas wachsen lässt.
Einer meiner Professoren sagte während eines Seminars über Gemeindeentwicklung sinngemäß zu mir: Herr Möckel, bei Ihnen muss immer alles funktionieren.
Darüber musste ich oft nachdenken.
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Viele liebe Grüße, Euer / Ihr Karl J. Möckel
Anbei eines der letzten öffentlichen Videos von W. Kopfermann.
https://www.youtube.com/watch?v=nisurOCArys&t=2130s
Minute 39:40 : "Erweckung wird auf Knieen empfangen und nicht in Konferenzräumen."
Minute 32:00 : "Die Wahrheit ist wichtiger als der Erfolg."
idea Spektrum: Ausgabe Nr. 37 in 2018
Hamburg (idea) – Einer der „Väter“ der charismatischen Bewegung in Deutschland, Pastor Wolfram Kopfermann
(Hamburg), ist am 21. November im Alter von 80 Jahren gestorben. Er gründete 1988 die Anskar-Kirche –
benannt nach dem ersten Hamburger Bischof Anskar (801–865) – und stand bis 2013 an ihrer Spitze.
Zu der Freikirche gehören heute sieben Gemeinden im Großraum Hamburg, in Hessen und Franken mit
rund 750 Mitgliedern. Kopfermann wirkte zunächst als Gemeindepfarrer in Bayern und Nordelbien.
14 Jahre war er Pastor an der Hamburger Hauptkirche St. Petri. Zehn Jahre lang amtierte er als Vorsitzender
der (charismatischen) Geistlichen Gemeinde-Erneuerung in der EKD. 1988 verließ er die nordelbische
Kirche und begründete dies mit ihrem „unerträglichen Pluralismus“.
Wahrheit ist wichtiger als Erfolg
2013 sagte er in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea rückblickend,
„gemessen am Erfolg“ habe sich die Gründung der Anskar-Kirche nicht gelohnt. Als er die Landeskirche
verließ, habe er auf dem Höhepunkt seines Erfolgs gestanden. In die St.-Petri-Kirche seien Sonntag für
Sonntag rund 1.000 Gottesdienstbesucher gekommen. So gesehen sei der Weg in die Freikirche ein
Abstieg gewesen. Er habe sich aber gefragt: „Was ist Kirche? Und wie soll sie gelebt werden? Das ist
die Wahrheitsfrage, und sie hat für mich deutlich den Vorrang. Daran gemessen, glaube ich, dass der
Schritt richtig war.“ Kopfermann war 55 Jahre mit seiner Frau Dietlinde verheiratet. Das Paar hat
zwei Söhne, einer davon ist der christliche Musiker Arne Kopfermann (Friedrichsdorf). Wie er
gegenüber idea sagte, war sein Vater ein „inspirierender Pastor und Vordenker der Kirche, der über
die Jahre den Glauben von vielen Tausend Menschen mitgeprägt und ihnen Hoffnung und Vision für ihr Leben gegeben hat“.
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2 Kommentare
Karl J. Möckelvor 234 Tagen
Wolfram Kopfermann ist heimgegangen. Ich freue mich, dass wir uns wiedersehen werden! D
as ist Evangelium, da alle Jesusnachfolger in der Ewigkeit bei Jesus sein werden. Es wird in der
Ewigkeit bei Jesus viel zu erzählen geben, auch über unser irdisches Dasein, auch über unser
Nachdenken über neue Gemeindestrukturen. Ich habe viel von Wolfram gelernt, als Vikar in der
Hamburger Gemeinde und später in meiner Zeit als Anskarpastor. Er hat mir ein Vorbild gegeben,
über kirchliche Bezüge und Strukturen auch langfristig nachzudenken. Ein Ergebnis ist diese Seite
eines Nachdenkens über Hauskirchennetzwerke, die NETChurch. Ich habe seine Verbindung von
theologisch wissenschaftlichem Denken und dem gemeindlichen Praxisbezug und auch der
persönlichen Nachfolge Jesu sehr geschätzt. Euer / Ihr Karl J. Möckel
Wellvor 235 Tagen
Leider habe ich Kopfermann nicht persönlich kennengelernt. Aber, was mir in Erinnerung
geblieben ist: Er erhoffte durch die charismatische Erneuerung auch einen Aufbruch in der Theologie! Dieser blieb leider aus.
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